Venedig, das ehemalige Tor des Abendlands in den Orient und nach China. Venedig, die Hafen, von dem Kreuzritter nach Akkon und Antiochia abfuhren. Die Stadt, die bekannte Söhne und Töchter, wie Casanova, Marco Polo, Vivaldi und viele mehr, hervorbrachte. Die einstige Großmacht am Mittelmeer. Heute ist Venedig eine von Touristen beliebte Stadt, die im Ruf steht, langsam, aber sicher in den Fluten der Adria unterzugehen.
Ja, wir waren in Venedig. Und das, obwohl wir immer wieder gegenüber allen, die es hören wollten (oder auch nicht), äußerten, dass wir diese Stadt nicht besuchen würden. Weil sie uns ähnlich wenig interessiere als Paris. Weil man vermutlich durch Filme und Serien Venedigs Sehenswürdigkeiten mit viel mehr Ruhe genießen können würde, als direkt vor Ort. Nun, wie waren halt in der Nähe, in Venetien auf einen Campingplatz der Gemeinde Cavallino und daher haben wir trotz aller ursprünglichen Aussagen die Stadt besucht.
Die Anfahrt
Von Cavallino aus kann man mit dem öffentlichen Nahverkehr, logischerweise mit dem Boot, als auch mit privaten Reedereien zur Lagunenstadt übersetzen. Zunächst dachten wir, dass wir den städtischen Nahverkehr nutzen. Jedoch der Preis für die Hin- und Rückfahrt war nicht günstiger, als die privaten. Jedoch – als wir uns am Hafen über die Fahrt nach Venedig informierten – sahen die Boote des Nahverkehrs nicht gerade vertrauenserweckend aus.
Egal, wie man von Punta Sabbioni, dem Ortsteil Cavallinos, von dem man nach Venedig übersetzt. Die Überfahrt hin und zurück kostet ca. 10 EUR und dauert etwa 20 Minuten. Zudem ist noch eine Parkgebühr für einen der örtlichen privaten Parkplätze zu entrichten.
Ankunft ist in der Nähe des weltberühmten Markusplatzes
Die Stadt
Ehrlich gesagt, die Stadt an sich ist enttäuschend. Auf dem Weg vom Boot zum Markusplatz sind wir an der Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri) fast vorbei gelaufen, ohne Sie zu realisieren. Wir hatten uns nur gewundert, dass auf einer anderen Brücke ein paar Touristen mit Handy und Fotoapparat in den Kanal blickten und Aufnahmen machten.
Der Markusplatz mit dem Dogenplatz, der San Marco Basilika und dem bekannten Turm sind ein großes Areal. Schlangen von Touristen, die in den Dom wollen oder sich die fast leeren Räume der Dogenresidenz ansehen möchten. Ansonsten war auf diesem Hotspot so gut wie nichts los. Nicht einmal die Tauben, für die der Piazza San Marco in den 1980er und 1990er Jahren noch so berühmt gewesen ist waren zu sehen. Füttern dieses Federviehs ist verboten, tut man es doch, sind sehr schnell einige Uniformierte der Polizei da und weisen einen zu recht.
Der dritte Hotspot liegt etwas entfernt. Er kreuzt den Canale Grande, ist einer der wenigen Querungen des breitesten Kanals und ist die Rialto-Brücke. Hier waren schon deutlich mehr Menschen und Touristen. Aber das ist auch kein Wunder, denn den Canale Grande kann man nur am 4 Stellen überqueren. Und die Rialtobrücke ist eine davon.
Aber was ist an dieser Brücke so Besonderes? Wir haben es nicht herausgefunden. Die Form die an ein Dreieck erinnert weisen viele Brücken Venedigs auf.Architektonisch den anderen Brücken Venedigs nicht unähnlich. Dass auf der Brücke Läden ihre kitschigen Souvenirs feilbieten vielleicht? Aber dass Brücken mit Gebäuden bebaut werden ist auch nichts Verwunderliches und sieht man immer mal wieder.
Damit hat es sich mit Venedig schon fast. Die sehenswerten Bauwerke klappert man ungelogen in rund 30 Minuten ab. Gut, wie waren nicht in diesen. Aber auf wenigstens der Ponte di Rialto waren wir. Wer Venedig etwas mehr genießen will kann sich ja mit einer Gondel über die Kanäle schippern lassen. Deren Geruch Ende August teilweise verdeutlichte, wie es wohl in der Sommerhitze in Venedig stinken wird.
Ehrlich, ich war enttäuscht. Irgendwie hatte ich in der Vorstellung eine hochherrschaftliche Stadt, in der sich ein Palazzo an den nächste reiht, einer schöner als der andere. Auch glaubte ich, dass viel mehr Wasser durch die Stadt fließt. Die „paar“ Kanäle enttäuschten und zerstörten die Vorstellungen über die Stadt. Dafür war ich über die vielen schmalen dunklen Gassen erstaunt und konnte mir leicht vorstellen, wieso der Karneval in Venedig so einen mörderischen Ruf hat.
Die Preise für Kost und Trank
Wir wurden gewarnt: Essen sei sehr teuer, Getränke kaum zu bekommen und vollkommen überteuert.
Ehrlich: Ich weiß nicht, wo die Bekannten sich verköstigt haben, aber… Natürlich haben die Gaststätten am Markus-Platz höhere Preise. Aber wer da was ist, der ist im schlechtesten Fall selber schuld. Wer etwas abseits von den üblichen Touristenpfaden unterwegs ist findet auch hier günstige und gute Lokalitäten. Wie in jeder Stadt
In Venedig gibt es viele kleine Geschäfte, die Street Food verkaufen. Pizza, Nudeln, Paninis und andere Backwaren. Deren Preise sind für italienische Verhältnisse gar nicht so hoch. Und auch die Getränke bekommt man überall. Während unseres Rundgangs durch die Stadt sind wir sogar an 2 Coop-Supermärkten vorbei gekommen, einer liegt gleich am Anleger Rialto des öffentlichen Boot-Nahverkehrs.
Luxus: Der Gang aufs Klo
Wer mal muss, muss sich auch keine Gedanken machen. In Venedig gibt es viele öffentliche Toiletten. Man muss also nicht irgendeinen Gastronom oder Ladenbesitzer fragen. Die Wege zu diesen sind gut ausgeschildert,
Die Toiletten, welche wir besuchen mussten, waren sehr sauber (das haben wir in der ganzen Region gemerkt. Hiervon können sich deutsche Städte und Gemeinden mal was abschauen). Jedoch war der Eintritt doch schon etwas luxuriös. Erliegt deutlich höher als in deutschen Autobahnraststätten, die bei weitem nicht so sauber sind wie die öffentlichen Bedürfnisstätten in Venedig.
Daher war der Preis von 1,50 EUR pro Kopf und Gang auch vollkommen gerechtfertigt.
Und trotzdem…
Auch wenn gerade der Enttäuschung die freie Bahn gelassen wurde, schließlich war die Vorstellung von Venedig eine ganz andere, als die Realität: Es war ein schöner Tag in der Stadt. Die obigen Worte klingen hart, sind aber leider die Realität unseres Besuchs. Dass es uns trotzdem doch gefallen hat, sieht man alleine daran, dass wir mit dem ersten Boot nach Venedig gefahren sind und dann doch ganze 5 Stunden in der Stadt verbracht haben. Wäre es also so schlimm gewesen, wären wir nicht so lange dort geblieben.
Ein bleibender Eindruck ist geblieben und wird bleiben…
Kleiner Exkurs
Als wir in Venedig ende August 2019 waren lag dort die Motor-Yacht „Felix“. Sie wurde 1969 in der Neuen Jadewerft in Deutschland gebaut und ist stolze 70 Metern lang und hat 19 Mann Besatzung. Während andere extra zu Ship-Spotting um die Welt reisen, konnten wir das Schiff im Vorbeifahren bestaunen
Das Foto zeigt eindrucksvoll, dass die Felix höher ist als die Gebäude Venedigs. Entsprechend kann man sich vorstellen, wie weit Kreuzfahrtschiffe die Stadt überragen und die Skyline verschandeln. Während der Überfahrt nach Venedig haben wir eines am andere Ende der Stadt gesehen, dass mehrere Deck über die Giebel der Stadt hinausragte