Das Jahr 2020 und seine Folgen für den Campingtourismus

Die Überschrift mag jetzt danach klingen, als ginge es hier um einen Blogpost für Campingplatzbetreiber. Aber dem ist in erster Linie nicht so. Schließlich sind wir ja selbst Camper und daher schauen wir aus diesem Blickwinkel auf das sich nunmehr neigende Jahr und die Folgen auf unser aller Verhalten, wenn es ums Camping geht.

Neuer Typ des Campingtouristen

Corona und das damit einhergehende eingeschränkte Reisen hat der ohnehin schon boomenden Campingbranche einen weiteren Aufschwung beschert, der sich voraussichtlich mindestens ins nächste Jahr fortsetzen wird. Mit diesem neuen Impuls kamen ein neuer Campertyp auf den Markt, der sich sowohl in Verhalten als auch in seinen Ansprüchen erheblich von den „Altcampern“ unterscheidet. Dieser neue Typ, wir haben ihn in einem Blogpost als „Verlegenheitcamper“ bezeichnet, ist eigentlich der Tourist, der im 5 Sternehotel absteigt, Wellness genießt und zum Reisen sein Cabrio oder Sportwagen herausholt. Ja, etwas plakativ. Aber dennoch handelt es sich hier um reisende, die auf Campingplätzen eigentlich vollkommen Fehl am Platze sind und dort 2020 nur aufschlugen weil es keine andere Urlaubsmöglichkeit gab.

Einige dieser Neu-Camper werden die Corona-Reisebeschränkungen überleben und weiterhin zum Camping fahren. Jedoch sind deren Ansprüche deutlich anders, als die vieler anderer Wohnmobilisten oder Caravannutzer. Sie können sich diese Ansprüche leisten und sind auch willig für diese zu zahlen. So werden sich in den nächsten Jahren etliche Campingplätze auf diese neue Kundschaft umstellen und einen Wechsel von Campinglätzen zu Glampingressorts vollziehen. Hierbei werden nicht nur klassische Wellnessangebote – die es ja schon regional standardmäßig gibt — kommen, sondern auch Zusatzangebote, die die zahlungskräftige Kundschaft mit Ihren Carthago- und Moreno-Mobilen anlockt.

Mehr und neue Stellplätze

Wenn die Politik richtig mitspielt und die regionalen Tourismusverbände/-vereine ausreichend Lobbyarbeit betrieben besteht vielleicht sogar die Chance, dass aufgrund des Booms neue Campingmöglichkeiten entstehen. Nicht nur Stellplätze für Wohnmobile. sondern weitere oder vergrößerte Campingplätze oder auch Freigaben von Tagesstellplätzen für Caravane. Schließlich bringen die Camper – egal mit was sie anreisen – den Gemeinden Geld. Und es gibt alleine in Deutschland noch etliche Ecken, die touristisch relativ unerschlossen sind, weil sie Reisenden relativ wenig zu bieten haben. Jedoch ist ein Campingurlauber eigentlich ein anderer Typ von Tourist: Er will Ruhe und Möglichkeiten sich etwas sportlich zu betätigen (Radfahren, wandern, Wassersport), braucht nicht unbedingt Sehenswürdigkeiten, Kultur und Trubel. Daher sehen wir eine große Chance für Gemeinden und Regionen sich hier in neue Einkunftsmöglichkeiten zu erschließen.

Umgekehrt ist zu befürchten, dass, wenn in den nächsten Jahren das Angebot von Campingplätzen / Stellplätzen nicht wächst, diese Form des Reisens für viele unerschwinglich wird. Campen ist halt (derzeit) die günstigste Möglichkeit, Urlaub zu machen. Von der Flexibilität und dem Gefühl der Freiheit mal ganz abgesehen. Aber wer kann sich heute mit Kindern einen zwei-bis dreiwöchigen Urlaub in einem Hotel leisten? Einmal im Jahr klappt es vielleicht, aber mehrmals?
Da der Campingtourismus nicht einseitig wachsen kann; also nur auf der Nachfrageseite, wird sich hier noch einiges tun. Und das sich was tut, merkt man ja schon daran, dass einige Bauernhöfe auf ihren Wiesen, einig Gasthöfe auf ihren Parkplätzen die Möglichkeit bieten für ein paar Tage (unter speziellen Voraussetzungen) zu verweilen.

Der wachsende Markt wird auch neue Stellplatzanbieter auf den Plan rufen. Nicht unbedingt heute oder morgen, aber in den nächsten Jahren wird auch hier etwas passieren.

Neue alte Reiseziele

Schon das Jahr 2020 hat es gezeigt. Durch die Pandemie und die folgenden Reisebeschränkungen besinnen sich viele darauf, dass auch die Heimat schöne Flecken hat. Die Strände an Nord- und Ostsee oder die bayerische Alpenregion wurden regelrecht überrannt.

Dieses „Bleiben im eigenen Land“ wird dazu führen, dass auch in Deutschland nicht nur der Absatz von Campingfahrzeugen steigt. Auch Campingmöglichkeiten werden in Deutschland mehr werden. Das Geschäft wird sich keine Region mehr entgehen lassen wollen.

Buchungsverhalten

Ähnlich Hotels gibt es nicht wenig Campingplätze, die bei einer Buchung eine Anzahlung verlangen. Dieser Wusch ist ja nachzuvollziehen und gerade in beliebten Regionen sichert es dem Reisenden den Stellplatz. Jedoch werden sich hier die Plätze umstellen müssen, was wir auch schon bei unserem Sommerurlaub gemerkt haben.

Die Pandemie 2020 und die Reaktionen der einzelnen Staaten auf diese mit den einhergehenden Reisebeschränkungen erschwert die Urlaubsplanung. Da keiner mehr sicher sein kann, ob die im Winter geplanten Reisen im Sommer so stattfinden können, wird sich das Buchungsverhalten ändern: Die Urlaube werden kurzfristiger gebucht werden. Das hat zu Folge, dass eine Forderung einer Anzahlung auf die Buchung seitens der Campingplätze erschwert oder gar verhindert.

Nicht nur kurzfristige Buchung werden Platzbetreiber eine neue Flexibilität abverlangen. Auch die Vorgaben der einzelnen Gesetzgeber zwingen Urlauber dazu, kurzfristige Buchungen zu tätigen. Denn in vielen Staaten der EU gilt: Sollte man aufgrund Reisewarnungen, Lockdown oder ähnlichem seine Reise nicht antreten, gibt es kein Geld zurück, sondern nur Gutscheine. Das bedeutet aber im Folgeschluss: Sollte ein Campingplatz Pleite gehen, dann sieht der Gutscheininhaber sein Geld nicht mehr. Der einzige Schutz dagegen ist halt kurzfristig zu buchen-

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